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It is a pleasure to announce the publication of the American edition of our »Atlas« – updated and extended version with a new foreword by Stephanie LeMenager and a new long closing chapter (‘Zombie’) on the Ukraine war and the still not closed case of petromodern destruction.
We stroll through Baku, Rotterdam, and Louisiana, into Manchuria and through the Vienna Basin. We read Bertolt Brecht, technical manuals, and petroculture theory. We reinterpret Kasimir Malewich, and we listen to Neil Young. We follow the traces of Joseph Stalin, Adolf Eichmann, and Bin Laden. We go to the moon, through refineries and over highways emptied by the COVID-19 pandemic. We confront petrochemistry with petromelancholy, catalysis with catharsis, cosmos with cosmetics. We see tractors winning over tanks.
The Atlas of Premodernity tackles the contradictory ambivalences of a substance that has been vital for our epoch, and whose roles and meanings need to be understood in order to be able to leave this epoch behind.
English translation of our Atlas by Ayça Türkoğlu, updated and enlarged edition with a new introduction by Stephanie LeMenager and a new concluding chapter, »Zombie«, on the still not closed case of petromodern destruction. In print and open access!
“The Atlas of Petromodernity offers us the chance to be a flaneur within its distinctively curated and therefore somewhat realistic world. Enter at your own risk, with the affinity for risk that may well define you, even still.” Stephanie LeMenager
For more details on publication, dates, and availability see here: punctumbooks.com
Seit dem russischen Krieg in der Ukraine ist sie Thema politischer, ökonomischer und kultureller Debatten: Energie. Sabotierte Pipelines, gebrochene Staudämme und beschossene Atomkraftwerke machen die Verletzlichkeit unserer Energieinfrastrukturen greifbar – und die unserer gesamten energieintensiven Lebensform. Das fossile Zeitalter hat Karbon- und Petromoderne ermöglicht und weitreichende Freiheitsroutinen etabliert. Zugleich aber untergräbt es unsere Lebensgrundlagen. Damit überlagern sich die vom Krieg angefachten Diskussionen über Versorgungssicherheit mit Debatten, die seit langem über die Notwendigkeit einer postfossilen Kultur geführt werden. Energieformen nämlich prägen Kulturformen. Und Geschichte lässt sich immer schon als Geschichte von Energiewenden und Konflikten zwischen Energieregimen lesen. Diese Ausgabe der Zeitschrift »Dritte Natur. Technik – Kapital – Umwelt« widmet sich in ihrem Schwerpunkt verschiedenen Facetten von Energiekulturen – etwa dem Energiemanagement der Finanzmärkte, autofreien Sonntagen in der alten Bundesrepublik oder Windradromanen der Gegenwartsliteratur.
The very well written book takes on the form of the ironic encyclopedia that has been popular since the nineteenth century, as a parody of the great encyclopedias of the Enlightenment era. Impressive color illustrations complement the text and, according to the authors, justify the “Atlas” of the subtitle (p. 15). In their individual glosses, the authors almost always succeed in offering interesting and often novel discoveries. For example, the topic of drilling is presented in a well-founded and stimulating manner in a brief account. The catalytically controlled chemical transformation of petroleum constituents is also solidly presented under the heading “Molecular Mobilization” (pp. 49–57). Often, the reader’s expectations are deliberately played with—as, for example, when the essay entitled “Animals in the Oil Field” (pp. 199–203) deals not with seabirds that are glued together and dying but, rather, with animals that visit drilling grounds. This approach arouses interest and curiosity but also increases perplexity. The reader is left alone with the material and must tell his own story.
And this is precisely the goal; it also fits the form of the ironic encyclopedia, which from the outset does not lead one to expect that an overview will be presented. The history of oil is a history that crashes over us. “Erdöl: Ein Atlas der Petromoderne” aims to use brief spotlights, from very different perspectives, to draw attention to a substance that is part of the everyday life of modernity. It succeeds in doing so; at the same time, the well documented individual articles offer suggestions for further study and some connections that may be new even to researchers who have been in the field for some time. An English edition is in preparation.«
Text von Benjamin Steininger und Alexander Klose über die “Geister der Petromoderne”, erschienen im Juliheft 2023 der Zeitschrift Merkur.
Ein russischer Panzer hat sich festgefahren. Von seiner Besatzung verlassen, wird er von einem ukrainischen Landwirt mit dem Traktor geborgen. Zahlreiche Varianten dieser Szene kursieren im Frühjahr 2022 in sozialen Netzwerken. Zur Beute der Traktoren werden sehr verschiedene räder- oder kettengestützten Kampffahrzeuge. Von veralteten T 62 Panzern aus dem Jahr des Berliner Mauerbaus bis hin zum gepanzerten Raketenwerfer TOS – Waffensysteme, die in Afghanistan 1980 erstmals eingesetzt wurden, die Grozny 1999 und Aleppo 2014 in Schutt und Asche gelegt hatten, liegen wie gelähmte Käfer im Dreck.
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In der Szene mit Traktor und Panzer manifestieren sich exemplarisch komplexe und zum Teil widersprüchliche Verhältnisse von petromoderner Geschichte, Technik und Politik, Menschen und Landschaften. Wie schon die Corona-Krise erscheint der Ukraine-Krieg als zentrale Zäsur, insbesondere, wenn man die Gegenwart als Petromoderne untersucht.
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Als einen »Zombie« beschreibt der russische Schriftsteller Wladimir Sorokin den zum Leben erweckten »toten Körper des Sowjetischen«. Doch was sich nach unserer Auffassung 2022 wie ein untotes Monster aufbäumte, ist die Petromoderne insgesamt: alter geostrategischer Ungeist und falsche Geschichtspolitiken statt neues öko-geohistorisches und kooperatives Bewusstsein. Und konkret: Rüstungsgüter, die vor Jahrzehnten produziert worden waren und die man als Fossilien eines überwundenen Kalten Krieges hatte vergessen können, lassen ein Panorama alter petromoderner Kriege aufleben – in Echtzeit verbreitet in einer Unzahl von Bildern und Videos in digitalen Medien.
2022 in der Ukraine stehen Panzer und Traktor für noch immer nicht gelöste Konflikte. In ihrem technischen Bezug zur Landschaft ähneln sich die beiden Fahrzeuge mehr als es auf den ersten Blick scheinen mag. Beide haben historisch entscheidenden Anteil an den Mobilisierungen aller Lebensbereiche, die das petromoderne 20. Jahrhundert kennzeichnen. Es sind die Prärien des Mittleren Westens und die Steppen der Ukraine und Russlands, auf denen der Traktor sich als zentrales Instrument einer neuen, industriellen Landwirtschaft erweist – der amerikanische Fordson von 1917 wird rasch in der Sowjetunion als Fordson-Putilowez kopiert. Etwa zeitgleich, im September 1916 an der Somme und in der „Tankschlacht von Cambrai“ im Revolutions-November 1917, etabliert sich der Panzer bei seinen ersten militärischen Einsätzen als Ikone petromoderner Kriegsführung. Die für den Panzer entscheidende Idee, eine Raupenkette als eine Art stählernen Fahrweg vor die Räder der Maschine auszulegen, auf dem sich dann nahezu jeder Untergrund überwinden lässt, stammt aus der Landwirtschaft, vom legendären US-amerikanischen Erfinder Benjamin Holt, der 1904 erstmals Raupenketten erprobte.
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Rädergestützt oder auf Raupen ist der Traktor eines der stärksten Symbole einer petromodern mobilen Agrartechnik, die Böden nicht als Teil einer von selbst wachsenden Natur, sondern als technische Ressource begreift, in denen Landwirte nicht mehr mit der Natur, sondern auf Maschinen gegen die Natur arbeiten. Das Unterwerfen feindlicher Armeen oder aufrührerischer Bevölkerungen einerseits und das Zähmen von Naturprozessen im Sinne totaler technischer Verfügung andererseits gehen Hand in Hand. „Die Beherrschung der Natur durch den Menschen verrät uns viel vom Wesen der menschlichen Herrschaft“ wie der Historiker David Blackbourne schreibt. …
»Wer sich darauf einlässt, dem bietet der Atlas der Petromoderne ebenso wie dem Rezensenten ein reichhaltiges Spielfeld für unerwartete Entdeckungen und neue Perspektiven, auch wenn man den Assoziationen nicht unbedingt folgen muss. Er regt jedenfalls zum Nachdenken und zur thematischen Auseinandersetzung an und das ist wohl das Beste, was ein solches Buch überhaupt zu bieten vermag.« Dietmar Bleidick, Bochum
Zwei Aspekte aus dem Buch greifen wir für das Gespräch heraus: Die Verflechtungen von Öl, Kunst und Kapital am Beispiel des “Teheran Museum of Contemporary Art”, sowie das Wiener Becken als Schauplatz eines sehr spezifischen Oil Encounters im 20. Jahrhundert und damit als lokales Schaufenster hinein in die globale Petromoderne.
Беньямин Штайнингер, Александр Клозе: Нефть. Атлас петромодерна
М.: Издательство “Логос”, ООО “НПТ”. Москва 2021. – 324 с. ISBN 5-8163-0088-9 (Серия: letterra.org/off-university)
Стоит 989 р.
Перевод и издание книги осуществлены при поддержке Гёте-Института
Нефть (Erdöl) вездесуща, преобразуется в множество личин и состояний (вот она как «топливо», а вот как «полиэтиленовый пакет», «помада» или «воздушный шарик»), оставаясь при этом невидимой. Одновременно чудесная и роковая субстанция, она по преимуществу символизирует как надежды и соблазны, так и угрозы и страхи нашего времени. И чтобы вновь освободиться от них, нам нужно уметь понимать, с чем мы имеем дело в наших двигателях, лабораториях и телах, в наших науках и мечтах. В этом богато и тонко проиллюстрированном Атласе рассказаны 43 истории о Нефти как «материальном бессознательном современности»: о глубоком бурении и космических путешествиях, о роскошных телах и прирученных молекулах, о невероятном богатстве, молниеносной войне и разрушении ценностей. Потому что Нефть – это больше, чем просто сумма ее молекул: это солнечный свет, накопленный за миллионы лет, это концентрированная история Земли, это чудодейственная смазка, позволяющая крутиться «колёсам» петромодерна, нашей нефтесовременности – вопреки (и благодаря!) всей ее противоречивости.
“Нефть, хоть и выглядит, субстанцией плотной, чёрной и со специфическим запахом при добыче, когда «качалка нефть качает», умеет делаться невидимой , но абсолютно незаменимой в нашей жизни. Пусть мы этого и не замечаем, но тепло, свет, авто, средства красоты и прочие штучки от космоса, до азокерита для компрессов, всё это разные ипостаси чёрного золота. Войны, переделы сфер влияния, шантаж и подкупы, преступления – не нефть виновата в этом. Книга Александра Клозе и Беньямина Штайнингера открывает нам разные стороны тайной жизни нефти. Своего рода «всё, что вы хотели знать о нефти, но стеснялись спросить». Стильно оформлена, проклеена, вроде бы, плотно. Хорошая печать, много иллюстраций и текст вполне доступен. Местами читается как детектив, в целом – познавательно. Полезной может оказаться многим, поскольку нефть, поистине, вездесуща и многолика.”