Das Schwerpunktwochenende zum Erdöl als einer Substanz, die wie keine andere die Wirklichkeiten dieses Planeten durchdringt und beeinflusst, begleitet die Produktionen BLACK FLAME und ÖL! Es fand statt vom 23. bis 26. Februar 2023 am Volkstheater Wien.
»The satellite image above shows the Port of Rotterdam, the biggest harbor in Europe. At Maasvlakte 2, an artificial island just off the coastline, the world’s largest tankers are able to dock. Around 100 million tons of crude oil reach Rotterdam each year, half of which are processed on-site in five petrochemical refineries, including Europe’s largest, the Shell refinery at Pernis«. (link to the English essay here)(link zum deutschen Text hier)
Wie sicher ist unsere Energieversorgung – aktuell, vor allem aber nach der Energiewende, deren Dringlichkeit ein weiterer Hitzesommer eindrucksvoll unterstrichen hat? Energie ist nicht abstrakt, das ist mehr denn je klar. Sie ist in stoffliche und geografische Netzwerke eingebunden. Welche Stoffe brauchen wir für unseren Alltag, die Industrie, unseren Wohlstand? Wie sind diese Ressourcen in der Welt verteilt? Zu welchen geopolitischen und ökologischen Kosten leben wir aktuell? Und wie wollen wir in Zukunft leben?
Chemie steht dabei doppelt im Fokus. Als großer Verbraucher zahlreicher und oft problematischer Ressourcen, aber auch als erprobtes Mittel, sich über Innovation aus Abhängigkeiten zu lösen.
Der Forschung zur Katalyse kommt eine Schlüsselrolle zu; sowohl für postfossile Energiesysteme wie für alle anderen, globalen Stoffkreisläufe. Welche Ansätze verfolgt UniSysCat hier?
Die Präsentation in Berlin findet im Dezember 2022 oder Januar 2023 statt. Zeit und Ort werden an dieser Stelle noch bekann gegeben.
Der Band versammelt solche, in ihrer Gesamtheit notwendig fragmentarisch bleibende Vorstöße als vier – auf die Erde und ins Unbekannte geworfene – naturphilosophische Brocken. Unter Extraktionsregime fallen Texte, die die in der Moderne vorherrschende Fassung der Natur als Ressource problematisieren. Dieser Bestandsaufnahme gegenübergestellt werden im Rahmen von Naturepistemologien polyzentrische Modelle von Natur(en), die auf außereuropäische Kosmologien rekurrieren und dissidente Lesarten der europäischen Tradition in Erinnerung rufen. Körpersäfteanalysen zeigen, wie Natur in der leiblichen Auseinandersetzung mit (Kleinst-)Körpern und (an)organischen Stoffen zur Darstellung kommen kann. Der Brocken Wahlverwandschaften handelt von sympoietischen Verbindlichkeiten: queeren und Xeno-Bindungen.
Mit Beiträgen von: Heather Davis, Kai van Eikels, Donna Haraway und Karin Harrasser, Andreas L. Hofbauer, Maren Mayer-Schwieger, Kathrin Meyer, Johannes Neurath, Hermann Rauchenschwandtner, Salome Rodeck, Oxana Timofeeva, Tom Turnbull, Daniel Tyradellis, Maria Zinfert und einer künstlerischen Bildstrecke von Jenny Michels.
Es gibt Erdöl in Österreich? Aber ja! Im Wiener Becken und in Oberösterreich wird seit den 1930ern Erdöl und Erdgas gefördert. Raffinerien und Öltanks stehen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert an den Ufern der Donau. Der Rohstoff Öl verknüpft auf schillernde Weise die lokale Geografie und die nationale Geschichte der Alpenrepublik mit deren naturgeschichtlichen Grundlagen und mit den globalen Weltläuften des 19., 20. und 21. Jahrhunderts.
Um 1900 ist das Habsburgerreich mit seinen galizischen (heute ukrainischen) Ölfeldern Förderland Nummer drei nach den USA und Russland. Öl aus dem Wiener Becken treibt die NS Kriegsmaschine an. Bis 1963 fließen dann Millionen Tonnen Öl als inoffizielle Reparationen in die Sowjetunion. Parallel zum neutralen Österreich wird die ÖMV als neutraler Öl-Konzern konzipiert. 1965 Wien wird OPEC-Stadt, seit 1968 strömt Sowjetisches Erdgas über Baumgarten in den Westen. Die Montanuniverstät Leoben ist eine der wichtigsten Petroleum-Lehrstätten Europas. Zwar ist die OMV ein internationaler Konzern mit Verflechtungen insbesondere nach Russland, aber noch immer stammen ca. 10 Prozent des Inlandsverbrauchs an Öl und 15 Prozent an Erdgas aus heimischen Quellen.
Die Pfade des Erdöls aus und nach Österreich situieren das Land auf sehr spezifische Weise in der Natur- in der Kultur- und in der politischen Geschichte der Moderne und des Anthropozäns. Öl fungiert als besonderes Reflexionsmedium: Im Lokalen wird das Globale, im Globalen wird das Lokale anders wahrnehmbar. Mit Bild- Video- und Ton-Material aus unterschiedlichen Konstellationen (Galizien, NS, OPEC) gestaltet ‚Beauty of Oil‘ eine Revue Petro Noir in Linz.
Die Petro Revue Linz montiert Unterhaltung und Propaganda, Videoschnipsel und Musik mit geowissenschaftlichen Materialien und historischen Dokumenten. Sie bilden den Rahmen für Gespräche. Unsere Gäste und Gesprächspartner_innen sind der österreichisch-französische Historiker Jérôme Segal und die Petroleumingenieurin und Doktorandin der Montan-Universität Leoben Bianca Brandstätter.
Die Tagung wird über Zoom gestreamt. Über diesen Link kann man sich zur Teilnahme anmelden.
Natur ist möglicherweise schon immer ein propagandistischer Begriff, durch den die Sphäre des Menschen und der Mensch selbst ideologisch von allem nicht-Menschlichen abgesetzt und überhöht werden sollte. Mit dem neu erstarkten ökologischen Bewusstsein im Zeichen der Anthropozän-These stürzt die Behauptung der kategorischen Trennung zwischen Mensch und Natur bzw. Kultur und Natur in sich selbst zusammen. In der späten Petromoderne sind die Umwelten eines großen Teils der Menschen als “zweite Natur” ausgestaltet. Jedoch nichts, nicht einmal Beton, Plastik, Virtual Reality oder Raketentechnik, konnte jemals ganz den Boden des gegebenen Sets an Stoffen, chemischen Prozessen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten verlassen. Wenn wir heute also nach Natur fragen, zielen wir entweder auf Dynamiken und Stofflichkeiten, die trotz der konstitutiven Trennungsbehauptung nie aufhörten, in der menschengemachten Sphäre wirksam zu sein. Oder wir adressieren die Akte der diskursiven Setzungen selbst: Was gilt wo und zu welchem Zweck als ‘Natur’?
Das “Natur und Propaganda” überschriebene Gespräch zwischen Lukas Bärfuss und Alexander Klose dreht sich um Aspekte der (petro)modernen Ausstaffierung und Durchdringung der Welt, der modernen industriellen Gesellschaften und Menschen: Stoffe und ihre Dynamiken, wie Kunstdünger oder Zement, Heilsversprechen von Technik und Politik, Sucht, Propaganda und Gegenpropaganda als Kampf um die “Wahrheit der Natur”.
Sonntag, 21.8.22, 17:00, Maschinenhaus Essen, im Rahmen der Ruhrtriennale 2022.
Die offizielle Ankündigung der von Georg Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss konzipierten und geführten Reihe “Die Natur des Menschen” im Programm der Ruhrtriennale findet sich hier.
Das Gespräch wurde für WDR 3 Forum aufgezeichnet und ist bis 23.9.2023 unter diesem Link abrufbar.
»Die Energiekrise befeuert die Diskussion um das Schiefergas. Große Vorräte werden im niederösterreichischen Weinviertel vermutet. Aber ausgerechnet hier, wo das Herz der heimischen Erdölindustrie pocht, formiert sich der Widerstand gegen das Fracking.« Ein Beitrag von Simone Brunner, entstanden mit Recherchetips von Beauty-of-Oil. Besuch in der St. Leonhardskirche in Matzen inklusive! (download des Artikels hier)
»Im Tagesgespräch ging es um schwierige Zeiten. Wie reagieren Sie auf die vielen Krisen und Katastrophen auf der Welt? Kann das Leben einfach unverändert so weitergehen? Moderation: Christoph Peerenboom / Gast: Benjamin Steininger, Kulturwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, Katalyseforscher bei UniSysCat an der TU Berlin«
Ausstrahlung auf ARTE: Mittwoch, 22. Juni 2022, um 21:45 Uhr und auf arte.tv bis zum 22. Juli 2022
Der fossile Rohstoff Erdöl hat sich in vielen Facetten unseres Lebens manifestiert und in den letzten 150 Jahren nicht nur unsere Maschinen befeuert, sondern auch unsere Fantasien, Wünsche und Träume. Im Zeitalter der Petro-Moderne wurde Erdöl in unseren westlichen Gesellschaften zu einem Katalysator für Wachstum und Konsum – und damit zum Sinnbild für Freiheit, Moderne und Wohlstand. Heute neigt sich dieses Zeitalter dem Ende entgegen und uns wird schmerzlich bewusst, wie abhängig sich die moderne Gesellschaft von diesem Stoff gemacht hat.
Das HKW (Haus der Kulturen der Welt) forscht bereits seit Jahren in verschiedenen interdisziplinären Projekten zum Anthropozän, dem vom Menschen gemachten Erdzeitalter. Der Ausbeutung planetarischer Rohstoffe wie dem Erdöl kommt hierbei eine wichtige Rolle zu.
Der Regisseur Mathias Frick hat sich gemeinsam mit den Kulturwissenschaftlern Benjamin Steininger und Alexander Klose auf die Reise zurück in die Petro-Moderne gemacht. Der Film erzählt entlang von Kunstwerken aus verschiedenen Teilen dieser Welt, wie tief unser Leben von den Kreisläufen des Erdöls durchdrungen ist. Zur ARTE-Filmpremiere im HKW laden wir Sie herzlich ein.
Vor dem Film: Einführung durch Bernd Scherer (Intendant HKW). Nach dem Film: Gespräch mit Mathias Frick, Alexander Klose, Benjamin Steininger und der Produzentin Eva Rink (Vive la Dok).
Bernd Scherer, noch Intendant des HKW, hält die Begrüßungsrede und verknüpft die Petromoderne-Forschung mit seinem eigenen, wichtigsten Forschungsfeld der letzten zehn Jahre, der Frage nach dem Anthropozän.
Engagierte Frage-Antwort-Runde nach dem erfreulich gut besuchten Film-Screening.