Am 4.12.2020 eröffneten – coronabedingt ohne jegliche festliche Aktivitäten – nach vielen Jahren Bauzeit die neuen U-Bahnstationen der vom Alexanderplatz bis zum Hauptbahnhof Berlin verlängerten U-Bahnlinie 5. Auf dem Bahnsteig der Station Unter den Linden bietet sich den Fahrgästen ein ungewohntes Bild. Statt Werbung zeigen die Bild- und Texttafeln hinter dem Gleisbett “anthropozäne Umwelten” wie Atmosphäre, Eis, Feld&Fabrik, Stadt, Ozean oder Wald&Boden und dazu gehörige Namen und Begriffe. Für Petrokulturforscher alte Bekannte tauchen dort auf, wie das freundliche Carbon Atom mit den vier verbindungsfreudigen Armen aus einem US-amerikanischen Industriefilm von 1946, das über einer Pipeline tanzt, oder die in Planquadrate unterteilte Sokkelkart des norwegischen Kontinentalschelfs, auf der 1965 erstmals die Gebiete für zukünftige Erdölexploration eingezeichnet und festgelegt wurden.
Das ist kein Zufall, denn Konzept und Gestaltung des U-Bahnhofs entstand aus einer Zusammenarbeit von Daniel Schiel von Schiel Projekt, Gunnar Green von TheGreenEyl, der Illustratorin Nele Brönner, die die Wimmelbilder zeichnete, und Alexander Klose von Beauty of Oil (und in diesem Fall: Büro für prekäre Konzepte), der für Recherche und inhaltliche Konzeption hauptverantwortlich war.
Eine vertiefende Einführung in die Grundsätze der Gestaltung und Hintergrundinformationen zu bislang drei der vielen auf den Wimmelbildern gezeigten Elemente anthropozäner Umwelten gibt es auf der Open Humboldt-Website.
Interview mit Alexander Klose über Bahnhof der Wissenschaften hier.
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»U-Bahnhof wird Think-Tank«, Artikel im Tagesspiegel vom 8.12.2020: https://www.tagesspiegel.de/wissen/kunst-im-untergrund-u-bahnhof-wird-think-tank/26698692.html