»Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne« ist von der Stiftung Buchkunst als eines der 25 schönsten deutschen Bücher 2021 ausgezeichnet worden!

»Den „Atlas der „Petromoderne“ stelle man sich vor, als wäre er gerade aus einer Öllache gezogen worden, mit der Klebrigkeit seiner pechschwarzen Oberfläche, die nur auf den Lettern des Buchtitels abperlt.«

»So erweist sich das Ganze auch als kommentierte Ikonografie eines problematischen Schmiermittels der Gegenwart.«

https://www.stiftung-buchkunst.de/de/die-schoensten-deutschen-buecher/2021/alle-praemierten-2021.html?id=433

»Dämmerung der Petromoderne«, Helmut Höge in der »Jungen Welt« vom 11.5.2021

»Heute gehört der französische Wissenschaftshistoriker Bruno Latour mit seiner »Akteur-Netzwerk-Theorie« (ANT) zu den bekanntesten Kritikern der Petromoderne. Für Latour gibt es keine ökonomische Utopie mehr, nur noch eine ökologische. Nicht trotz, sondern wegen Klimaerwärmung, Bienensterben und Artensterben, radioaktiver Verseuchung und Überfischung der Meere, Humusverlust und Verwüstung der Erde.»Heute gehört der französische Wissenschaftshistoriker Bruno Latour mit seiner »Akteur-Netzwerk-Theorie« (ANT) zu den bekanntesten Kritikern der Petromoderne. Für Latour gibt es keine ökonomische Utopie mehr, nur noch eine ökologische. Nicht trotz, sondern wegen Klimaerwärmung, Bienensterben und Artensterben, radioaktiver Verseuchung und Überfischung der Meere, Humusverlust und Verwüstung der Erde.

2020 erschien ein »Atlas der Petromoderne«. Er behandelt die Petromoderne bereits als eine abgeschlossene Ära, seine Autoren, die Kulturwissenschaftler Alexander Klose (Berlin) und Benjamin Steininger (Wien), bereiten daneben seit 2017 eine Retrospektive dieser Ära im Kunstmuseum Wolfsburg vor: »Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters«. […]

»Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., war da schon weiter: Er sah bereits das Ende der Petromoderne: »Ich bleibe beim Pferd, das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung«, sagte er.«

»Die große Beschleunigung« Beitrag von Benjamin Steininger in »Albert. Das Journal der Einstein Stiftung Berlin Nr.6 – Katalyse«

»Gäbe es eine Brille, mit der man die Geschichten sehen könnte, die hinter den Stoffen stehen, und würde man diese Brille auf die Wirkung der industriellen Katalyse einstellen – man käme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fast in jedem Bereich des Alltags sähe man Stoffe, die es bis vor gut 100 Jahren so nicht gab und die seither die Moderne prägen.«

Chemische Reaktionen haben den Planeten zum Gegenstand eines gefährlichen Experiments gemacht. Nun müssen die Systeme der Mobilität, Energieerzeugung, Landwirtschaft und Industrie in voller Fahrt umgebaut werden, um eine planetare Katastrophe zu verhindern.

link zum Inhaltsverzeichnis des Hefts

»Verheizt und verbrannt«, »Erdöl« in der SZ-Rezension von Jörg Häntzschel vom 10.2.2021

»Noch fackeln wir das Öl also ab wie immer, doch allmählich tut sich eine innere Distanz auf, die es erlaubt, den Irrsinn dieser so märchen- wie albtraumhaften Ära zu überschauen, der “Petromoderne”, wie Benjamin Steininger und Alexander Klose sie im Untertitel ihres an Ideen, Funden und Bildern prallvollen Bands “Erdöl” nennen« (Jörg Häntzschel)

Zukünftige Vergangenheit des Erdöls – Nachleben und petrokulturelles Erbe

Öffentlicher Vortrag der Klasse Klima, UdK Berlin, mit Alexander Klose

Die Petromoderne ist die durch Kulturtechniken des Erdöls und anderer fossiler Ressourcen geprägte Kultur unserer Zeit. Gehen wir davon aus, dass es mit ihr ein baldiges Ende hat. Was wird von ihr bleiben? In welchen Formen wird sie explizit und implizit weiterleben? In welchen Formen wird man sich zukünftig auf sie beziehen?

Der Kunsthistoriker Aby Warburg hat für das Überdauern antiker und archaischer Bildprogramme in der Kunst der Neuzeit den Begriff des Nachlebens geprägt. Dieser Sicht zugrunde liegt die Vorstellung von einer evolutionären Kulturentwicklung. Der Vorteil einer solchen Auffassung von Kulturgeschichte liegt aus heutiger Sicht darin, dass sie es erlaubt, kultur- und naturhistorische Phänomene analog zu behandeln. Denn eine der zentralen Erkenntnisse des Anthropozän-Denkens besteht darin, dass die lange für unser Weltbild konstitutive, grundsätzlich Trennung zwischen “Natur”- und “Kultur”- Machen weder ethisch noch im Lichte wissenschaftlicher Erkenntnisse noch haltbar ist.

Die manifest materiellen Hinterlassenschaften der Petromoderne – die Hinterlassenschaften von Tankerhavarien, geplatzten Pipelines, zerstörten Bohrplattformen, von gigantischen Verkehrsinfrastrukturen, vor allem aber CO2 und Mikroplastik – werden für Jahrtausende in den Ozeanen, in der Atmosphäre, auf der Erdoberfläche und in den Böden verbleiben. Sie werden die Biosphäre des Planeten nach menschlich-historischen Maßstäben für eine signifikant lange Dauer verändert haben. Wie aber steht es mit den weniger materiellen kulturellen Elementen unserer Zeit, den Verhaltensweisen, sozialen Organisationsformen, Glaubens- und Begehrensstrukturen? Wie wird man sich auf sie zukünftig beziehen? In welchem Verhältnis stehen sie zu den Monumenten petrochemischer Produktion und Mobilität und welche Rollen könnten diese spielen?

Anhand existierender Beispiele für petromoderne Kulturerbestätten und anhand der Entwürfe der Teilnehmer*innen der Klasse Klima diskutiert Alexander Klose in seinem Vortrag Szenarien zukünftiger Erinnerungs- bzw. Verdrängungskultur.

https://klasseklima.org/

U5 Unter den Linden, Bahnhof der Wissenschaften

Am 4.12.2020 eröffneten – coronabedingt ohne jegliche festliche Aktivitäten – nach vielen Jahren Bauzeit die neuen U-Bahnstationen der vom Alexanderplatz bis zum Hauptbahnhof Berlin verlängerten U-Bahnlinie 5. Auf dem Bahnsteig der Station Unter den Linden bietet sich den Fahrgästen ein ungewohntes Bild. Statt Werbung zeigen die Bild- und Texttafeln hinter dem Gleisbett “anthropozäne Umwelten” wie Atmosphäre, Eis, Feld&Fabrik, Stadt, Ozean oder Wald&Boden und dazu gehörige Namen und Begriffe. Für Petrokulturforscher alte Bekannte tauchen dort auf, wie das freundliche Carbon Atom mit den vier verbindungsfreudigen Armen aus einem US-amerikanischen Industriefilm von 1946, das über einer Pipeline tanzt, oder die in Planquadrate unterteilte Sokkelkart des norwegischen Kontinentalschelfs, auf der 1965 erstmals die Gebiete für zukünftige Erdölexploration eingezeichnet und festgelegt wurden.

Das ist kein Zufall, denn Konzept und Gestaltung des U-Bahnhofs entstand aus einer Zusammenarbeit von Daniel Schiel von Schiel Projekt, Gunnar Green von TheGreenEyl, der Illustratorin Nele Brönner, die die Wimmelbilder zeichnete, und Alexander Klose von Beauty of Oil (und in diesem Fall: Büro für prekäre Konzepte), der für Recherche und inhaltliche Konzeption hauptverantwortlich war.

Eine vertiefende Einführung in die Grundsätze der Gestaltung und Hintergrundinformationen zu bislang drei der vielen auf den Wimmelbildern gezeigten Elemente anthropozäner Umwelten gibt es auf der Open Humboldt-Website.

Interview mit Alexander Klose über Bahnhof der Wissenschaften hier.

Bahnhof der Wissenschaften auf Instagram.

»U-Bahnhof wird Think-Tank«, Artikel im Tagesspiegel vom 8.12.2020: https://www.tagesspiegel.de/wissen/kunst-im-untergrund-u-bahnhof-wird-think-tank/26698692.html

Petro East

Digital Petrosalon on the presence and history of oil extraction and petroculture in Western-Sibiria and the post-soviet sphere

Conceived of and organized by Beauty of Oil in cooperation with Oxana Timofeeva and the research group “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries“ at the Center “Human, Nature, Technology” of Tyumen University and Goethe Institute Novosibirsk.

Participants: Evgeny Gololobov, Doctor of Historical Sciences, Vice-Rector for Research, Surgut State Pedagogical University. Fedor Korandey, Senior Researcher, Laboratory of Historical Geography and Regional Studies, Tyumen State University. Alexander Sorokin, head of Department of Russian History, Head of Research Center “Human, Environment & Technology”, University of Tyumen. Igor Stas, Senior Research Fellow, Laboratory of Historical Geography and Regional Studies, and investigator of the project “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries”, Tyumen State University. Oxana Timofeeva, Professor and Leading Researcher at Department of Sociology and Philosophy, European University of St. Petersburg, founding member of the project “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries”, Igor Chubarov, Professor of Philosophy at Tjumen State University. Per Brandt. Director of Goethe-Institute Novosbirsk, Alexander Klose, Beauty of Oil, Benjamin Steininger, Beauty of Oil, And students of Tyumen State University.

Programme
Per Brandt: Opening
Alexander Klose, Benjamin Steininger: Introduction
Fedor Korandey: And the Fourth will not be… How the Tyumen Oil region has become “the Third Baku”
Eugene Gololobow: Oil in cultural life Surgut 60ies 70ies 80ies
Ilya Kalinin: Soviet Oil and Russian Cosmism
Igor Stas: Oil cities in the Russian Arctic (based on materials from the West Siberian sector of the Arctic)
Benjamin Steininger: Oil history of Austria
Alexander Klose: Druschba
General Discussion

Event in English and Russian, Wed Dec 2, 12 – 3 pm CET on Zoom.

Нефть – это полезное ископаемое мирового значения. Двигатель внутреннего сгорания, самолет, пластмасса и синтетические удобрения уже стали частью мировой истории в контексте любой общественно-политической системы. По сути, весь переход нашей планеты в эпоху Антропоцена напрямую связан с использованием ископаемого топлива. В то же время глобальный масштаб приобрели и экологические проблемы, которые вынуждают человечество искать альтернативы углеводородам.

Тем не менее, исторический опыт добычи и использования нефти различается от региона к региону. Равно как и «модерн» – определение исторической эпохи, – «петромодернизм» не является унифицированным понятием. Нефть играет разную роль в капиталистической и социалистической экономических системах, в нефтедобывающих и нефтеперерабатывающих странах, в странах Запада и странах Востока, в Арктике и в Европе. И именно сейчас, когда мир начинает развитие в направлении отказа от ископаемых источников энергии, важно учесть все перечисленные перспективы для формирования комплексного представления о значении этой эпохи.