»Petromoderne Petromonströs«

Beitrag von Benjamin Steininger in: Rispoli / Rosol (Hg.): Technology and Sublime, Azimuth, Philosophical Coordinates in Modern and Contemporary Age, VI (2018), nr. 12, S. 15-30.

»Man kann mit dem Auto in die Raffinerie Wien-Schwechat hineinfahren und mittendrinstehenbleiben, in der Dämmerung, an einem Frühlingsabend. Beeindruckend ist schon der den allermeisten Bewohnern oder Besuchern Wiens vertraute Blick von der Autobahn oder von derFlughafen S-Bahn aus. Über mehrere Quadratkilometer erstrecken sich zwischen Stadt und Flughafenriesige Tanks, turmhohe, chemische Reaktoren und ein Geflecht aus vertikalen und horizontalenRohrleitungen. […]
Dieser Beitrag nähert sich chemischer Technik als einem konkreten Begegnungspunkt abstrakterDichotomien. Als Kategorie der Ästhetik liegt das Erhabene nicht in den Dingen selbst, sondern in derWahrnehmung und Empfindung. Im Abschreiten einiger, im Anblick einer Raffinerie nicht direktwahrnehmbarer, historisch und systematisch aber dort präsenter Bedingungen soll das Potenzialdieser Technik für die Reflexion der Ästhetik der Gegenwart ausgelotet werden. «

»Im Bann der fossilen Vernunft« Beitrag von Alexander Klose und Benjamin Steininger in: 12/2018, Merkur sowie auf zeitonline.de

»Das widersprüchliche Erbe der fossilen Energieträger wird der Welt noch lange erhalten bleiben. Selbst wenn es gelingt, die destruktivsten Formen des Öl-, Kohle- und Gasgebrauchs aus der Welt zu schaffen, wird es Formen ihres Nachlebens geben, und zwar sowohl auf stofflicher Ebene als auch in Ökonomie, Politik und Gesellschaft und in den im fossilen Zeitalter eingeübten Denk- und Verhaltensmustern. An diesem Punkt muss jede Kritik ansetzen, die mehr als nur Oberflächenphänomene erfassen will. Von einem Standpunkt gleichzeitiger äußerster Fremde und größter Nähe aus geht es um die nüchterne Einsicht, dass uns das fossile Regime nicht äußerlich ist. Es geht vielmehr mitten durch uns hindurch.«

»Eine, drei oder viele Petromoderne(n)?«

Recherche-Reise nach Baku und Workshop mit Leiter*innen von Goethe-Instituten aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion, 11/2018

Baku ist die Erdölhauptstadt der Alten Welt. Hier, wo Prometheus als erstes landete, nachdem Herakles ihn von den Ketten und dem folternden Adler befreit hatte, lagern diverse historische Schichten im Umgang mit dem Erdöl übereinander: von den antiken Feuerkulten über die erste industrielle Ausbeutung der Ölvorkommen unter hyperkapitalistischen Bedingungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, über die sowjetische Ära, die sich zunächst aus ideologischen Gründen gegen und dann aus pragmatischen Gründen für das Öl entschied, bis zur post-sowjetischen und neo-kapitalistischen Gegenwart.

Für unseren gemeinsamen Workshop in Baku baten wir alle Beteiligten, eine Geschichte, einen Gegenstand oder ein Bild (oder eine Kombination aus diesen drei) aus ihrem Ort bzw. ihrer Gegend zu finden, die Sie als typisch für die dortige petromoderne Gegenwart oder petromoderne Geschichte erachten.

»True Oil« Paradigmen und Glaubenssätze der Petromoderne, Internationales Symposium am Kunstmuseum Wolfsburg 10/2018

Öl befeuert nicht nur die Maschinen, sondern auch die Phantasien. Wissenschaftliche und technische sowie metaphysische und spirituelle Vorstellungen und Erwartungen verbinden sich mit diesem schillernden Material – einem schwarzen Spiegel unserer Zeitläufte. TRUE OIL blickt dezidiert in diesen ebenso faszinierenden wie erschreckenden Spiegel, um den mannigfachen Bedeutungen des Materials Erdöl näher zu kommen.

Vortragende: Ralf Beil / Alexander Klose / Benjamin Steininger / Heather Davis / Karen Pinkus / Ursula Baatz / Oxana Timofeeva / Bronislaw Szerszynski / Sofia Ahlberg / Dominic Boyer / Claus Pias / Andrew Barry /

Energy Humanities EAST 6/2018

Energy Humanities EAST, a congress organized by slawistic and literary scholars from Humboldt University Berlin and University Potsdam, in cooperation with the University of Chicago, reacted to the fact that the academic field Energy Humanities, i.e. the cultural research of fossil modernities has been dominated by US-American and Canadian researchers and their respective research fields, namely their home cultures. The prominent role that namely the US has been playing in pathing the way into petromodernity can hardly be denied. But given, that the world had been strictly divided into two competing spheres of political-economic systems during the longest phases of the petromodern 20th century, it also seems quite reductionist to assume that the “American Way of Life” was the incarnation of the petromodern lifestyle and therefore researching on it would mean to trace aspects of this lifestyle in cultures around the globe. Quite the opposite could be true, that the sowjet system and society has produced its very own version of petromodernity and energy culture. To start collecting the pieces of this new perspective on the legacy of the sowjet-russian empire was the aim of the congress.

Beauty of Oil was invited to produce and show a REVUE PETRO NOIR at Kino Arsenal as the opening event. We concentrated on the Sowjet-Russian and Easter-European holdings in our media archive and on a materialistic reading of Malewitch’s Black Square and the futuristic opera Victory over the Sun, in which it had materialized for the first time. Since we were not showing the material as a multi-channel projection but from one projector in a cinema, and in order to avoid being misinterpreted as some kind of cinematic contribution, we decided on the square format for the projection.

First montage of three: Energy Utopia
Concept and research: Bernd Hopfengärtner and Alexander Klose. Editing: Bernd Hopfengärtner
©Beauty of Oil 2018
Second montage of three: Technical Slaves
Concept and research: Bernd Hopfengärtner and Alexander Klose. Editing: Bernd Hopfengärtner
©Beauty of Oil 2018

Excursion to tarsands at Fort McMurray and Workshop at University of Calgary (cooperation MPIWG-Berlin with the group »Energy in Society«), 6/2018

The Canadian province of Alberta is one of the largest oil producers in the world. Hydrocarbons are extracted from tar sands in enormously costly processes – either in open-cast mining or underground by injecting steam into the subsurface (in situ). This is not oil, but keroge, a kind of intermediate product that first has to be processed into artificial crude oil (Syncrude) for pipeline transport. The consequences for the region are devastating.

An excursion of MPIWG-Berlin in cooperation with the University of Calgary to Fort McMurray in June 2018 provided oppressive insights into the ecological, but almost more so into the social and almost colonial setting of this region. Canada’s oil and other natural resources depend to a considerable extent on the deprivation of rights and exploitation of the indigenous population. It is ‘first nations’ territories in which the most important mineral resources of the supposedly progressive country are mined. It is ‘first nations’ territories that will suffer for decades from the extraction.

(the excursion was made subject in the essay ‘Im Bann der fossilen Vernunft’, see here)

Exkursion ins Ölviertel und Petrosalon im MuseumsQuartier Wien 3/2018

Die Erforschung der Geschichte von Öl und Gas in Österreich ist seit langem einer der lokalen Schwerpunkte unserer Arbeit (http://www.rohstoff-geschichte.at). Anlässlich einer residency von Bernd Hopfengärtner am MuseumsQuartier Wien präsentieren wir neue Überlegungen aus einer Exkursion zum charmant baufälligen Erdölmuseum Neusiedl/Zaya (Gebäudeinschrift: “Wein-Öl-Brot”, herzlicher Dank an Kurt Keller für die sehr informative Führung!), ins Ölfeld Gaiselberg sowie zur Raffinerie Schwechat in einem abendlichen Petrosalon.

»Beauty of Oil (Bernd Hopfengärtner, Alexander Klose, Benjamin Steininger) lädt ein.
Es gibt einige Proben aus unserer aktuellen Arbeit, Gespräche und Diskussionen bei einem Glas »Aral on the Rocks« , Gaiselberger Südhang (Wein vom Winzer direkt aus dem Ölfeld) und anderen Getränken und Snacks. Es kommen Freunde und Kritikerinnen des Öls und des Nachdenkens über Öl.

Ort: Q21 Museumsquartier / Hof 7 / Artist-in-Residence Studio 513
Zeit: Drinks ab 19:30 Uhr, Präsentation ab 20:30 Uhr«

Überlegungen aus der Exkursion nach Schwechat werden auch im Artikel ‘Petromoderne Petromonströs’ präsentiert, download hier

»Plastikzeit« und »Sand | Beton | Sediment« Beiträge von Alexander Klose und Benjamin Steininger in: Andreas Hofbauer (Hg.), Bleibende Steinzeit, Tumult – Schriften zur Verkehrswissenschaft, Bd. 42., Wien: Sonderzahl 2018

Steine und Gestein sind keineswegs weltlos passive Objekte. In einem Netzwerk komplexer Wirkungsweisen bestimmen sie – denn schließlich ist selbst der Planet, auf dem wir uns bewegen, ein gewaltiger Gesteinsbrocken, der durch den Raum rast – unser Dasein zeitlich mit (von der geologischen Tiefenzeit zur möglichen mineralogischen Eschatolgie). Plattentektonik und Plattenbau, soil peak und Siliziumarchitektur, Fossilien und dying buildings: überall insistieren nachdrücklich Steine.
In diesem Band werden sie nicht in enge Rahmungen gezwungen, sondern ihre Narrative werden mit der Physik des Materials in Verbindung gebracht. Weshalb auch etwa Plastik, Zungenpiercing, Teersande, Goldmünzen, Petrus und das Loch im Stein aufgerufen sind.

Alexander Klose: Plastikzeit, in: Andreas Hofbauer (Hg.), Bleibende Steinzeit, Tumult – Schriften zur Verkehrswissenschaft, Bd. 42., Wien: Sonderzahl 2018, S. 121-132.

Benjamin Steininger: Sand | Beton | Sediment, in: Andreas Hofbauer (Hg.), Bleibende Steinzeit, Tumult – Schriften zur Verkehrswissenschaft, Bd. 42., Wien: Sonderzahl 2018, S. 30-42.