»Beauty of Oil« am 28.11.2021 beim Festival »Planet schreibt zurück!« im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

dieses und alle anderen Fotos in diesem post von Jan Michalko/CCN

In drei Kapiteln (I Sonde, II Raffinerie, III Erdölmensch) sprachen und diskutierten Benjamin Steininger und Alexander Klose über zentrale Aspekte ihrer kuratorischen Erforschung der Petromoderne. Das Motto des Festivals, “Planet schreibt zurück!”, diente dabei als Ausgangs- und Endpunkt unserer eigenen Überlegungen:

Wie schreibt man so, dass ein Planet auch antworten kann? (Über Exploration und Wissensformen des Untergrunds) 

Was schreibt er uns? (Fossiles Wissen, deep time und Systemökologie als Kollateraleffekt der Explorations- und Extraktionstätigkeit)

Welches Bild des Menschen sendet uns der Planet zurück? (Wir Petromodernen, im schwarzen Spiegel des Öls)

Zu Videomontagen von Bernd Hopfengärtner las die Schauspielerin Franziska Krol Textpassagen aus unserem Erdölatlas.

Im Rahmen von “planet studiert” – Beiträgen des HU Germanistik-Seminars “Climate Fiction” (WS 2021/22) zum Festival “Planet schreibt zurück” – entstand retrospektiv folgende Skizze:

Alena Naima Knüppel, Probebohrung in der Hölle

»Es schien mir, als wenn alle Menschen um mich her in der bejammernswürdigsten Unwissenheit leben, und dass alle ebenso denken und empfinden würden, wie ich, wenn ihnen dieses Gefühl ihres Elends nur ein einziges Mal in ihrer Seele aufginge.« (Tieck: der Runenberg)

»Inspiriert vom Panel 8 „Die Petromoderne(n) – eine Retrospektive“ mit den Kulturwissenschaftlern Alexander Klose und Benjamin Steininger habe ich mich an einer Karikatur versucht. Eingestiegen sind die beiden mit Dantes Vorstellung der neun Kreise der Hölle. Sie interpretierten Dantes literarische Höllenvision als Schichtmodell der Erde, lange bevor die Wissenschaft dasselbe zu träumen wagte.

Der Titel des Festivals „Planet schreibt zurück!“ wirft jetzt die Frage auf, wie man überhaupt so schreiben kann, dass der Planet antwortet? 

Nach Klose und Steininger könnte man „seismisches Wissen“ in diesem Sinne interpretieren: Vibrationsdruck sendet Signale in die Erde und der Planet antwortet, indem er die Signale zurücksendet und je nach Beschaffenheit unterschiedlich reflektiert. Durch die Wellensignale entsteht eine Vorstellung von der ‚Unterwelt’, allerdings nur als Hypothese. Die Antwort muss von Geophonen aufgefangen werden, der ‚Briefverkehr’ mit der Erde ist also hochtechnologisch. Dieses Wissen wird unter anderem Ölkonzernen zur Verfügung gestellt, die es ihrerseits dazu verwenden Hypothesen aufzustellen, wo Öl zu finden ist. 

Meine Karikatur stellt nun folgendes dar: Angesichts der Klimakrise scheint mir ein derart imaginierter Briefverkehr, als bohre man gradewegs ein Loch in die Hölle.« (Alena Naima Knüppel )

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