Coming soon: Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters // Oil. Beauty and Horror in the Petrol Age + exhibition folder as pdf

Kunstmuseum Wolfsburg, 4. 9.2021 bis 9.1.2022

We have been working on this project for more than five years. An exhibition about petromodernities around the world and how they have been reflected by artistic works. Its preparation at the Kunstmuseum Wolfsburg—in the lion’s den next to the headquarters of VW and indirectly financed by this world leading car manufacturing company—has been interrupted and delayed by severe incidents: the unforeseen replacement of the museum’s director, the restrictions of a pandemic…. 

But now it is really going to happen! The first retrospective of petromodern art. Opening Sat, Sept. 4th.

With: Monira Al Qadiri, Ana Alenso, Francis Alÿs, Yuri Ancarani, Qiu Anxiong, Atelier van Lieshout, Kader Attia, Serge Attukwei Clottey, Klaus Auderer, Alessandro Balteo-Yazbeck & Media Farzin, Lothar Baumgarten, Jennifer-Jane Bayliss, Wes Bell, Uwe Belz, Claus Bergen, Bernardo Bertolucci, Ursula Biemann, Vanessa Billy, Brett Bloom, Mark Boulos, Margaret Bourke-White, Bureau d’Etudes, Edward Burtynsky, Warren Cariou, Christo, Tony Cragg, Walter De Maria, Mark Dion, Gerardo Dottori, Sokari Douglas Camp, Rena Effendi, William Eggleston, Hans Fischerkoesen, Sylvie Fleury, John Gerrard, Christoph Girardet, Claus Goedicke, Tue Greenfort, Carl Grossberg, Monika Grzymala, Robert Gschwantner, Hans Haacke, Ernst Haeckel, Eberhard Havekost, Romuald Hazoumè, Armin Herrmann, John Heartfield, Michael Hirschbichler, Bernhard Hopfengärtner, Murad Ibragimbekov, Aaditi Joshi, Peter Keetman, Matt Kenyon, Tetsumi Kudo, Ernst Logar, Mark Lombardi, Ellen Karin Mæhlum, Rémy Markowitsch, Wolfgang Mattheuer, Paul Michaelis, Kay Michalak & Sven Völker, Richard Misrach, Michael Najjar, Hugo Niebeling, Franz Nolde, Kate Orff, George Osodi, Alex Prager, Alain Resnais,  Oliver Ressler, Martha Rosler, Miguel Rothschild, Ed Ruscha, Shirin Sabahi, Santiago Sierra, Taryn Simon, Andreas Slominski, Robert Smithson, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, Thomas Struth, The Center for Land Use Interpretation, Wolfgang Tillmans, Gunhild Vatn, Wolf Vostell, Entang Wiharso, Erwin Wurm, Yuts

Find here the german exhibition folder, downloadable as pdf. An english description of the exhibition can be accessed through the link on the bottom of the page.

Download Ausstellungsfolder hier!

Online access to english description here

Alexander Klose, Benjamin Steininger: Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne. Berlin: Matthes&Seitz 2020

Das Buch ist vieles in einem: historisches und geografisches Sachbuch, kulturtheoretischer Essay, Bilderbuch. In dreiundvierzig, von ebenso vielen Bild-Fundstücken inspirierten Kapiteln, entwickeln wir ein technisches, geografisches, politisches und spekulatives Panorama der sich neigenden Erdölmoderne.

Wir schlendern nach Baku, Louisiana, in die Mandschurei und durchs Wiener Becken. Wir lesen Karl Valentin, technische Handbücher und hören Neil Young. Es geht zum Mond, durch Raffinerien und über corona-leere Highways. Wir verknüpfen Petrochemie mit Petromelancholie, Katalyse mit Katharsis, Kosmos mit Kosmetik. Es geht um die Abgründe und Höhenflüge eines Stoffes, der unsere Epoche in all ihren Widersprüchen durchzieht, und dessen Rolle für unsere Gegenwart wir verstehen sollten, um ihn dann hinter uns zu lassen.

324 Seiten, 43 Abbildungen, davon 21 in Farbe, Hardcover, 26 EUR, ISBN: 978-3-95757-942-3

»Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne« ist von der Stiftung Buchkunst als eines der 25 schönsten deutschen Bücher 2021 ausgezeichnet worden!

»Den „Atlas der „Petromoderne“ stelle man sich vor, als wäre er gerade aus einer Öllache gezogen worden, mit der Klebrigkeit seiner pechschwarzen Oberfläche, die nur auf den Lettern des Buchtitels abperlt.«

»So erweist sich das Ganze auch als kommentierte Ikonografie eines problematischen Schmiermittels der Gegenwart.«

https://www.stiftung-buchkunst.de/de/die-schoensten-deutschen-buecher/2021/alle-praemierten-2021.html?id=433

»Dämmerung der Petromoderne«, Helmut Höge in der »Jungen Welt« vom 11.5.2021

»Heute gehört der französische Wissenschaftshistoriker Bruno Latour mit seiner »Akteur-Netzwerk-Theorie« (ANT) zu den bekanntesten Kritikern der Petromoderne. Für Latour gibt es keine ökonomische Utopie mehr, nur noch eine ökologische. Nicht trotz, sondern wegen Klimaerwärmung, Bienensterben und Artensterben, radioaktiver Verseuchung und Überfischung der Meere, Humusverlust und Verwüstung der Erde.»Heute gehört der französische Wissenschaftshistoriker Bruno Latour mit seiner »Akteur-Netzwerk-Theorie« (ANT) zu den bekanntesten Kritikern der Petromoderne. Für Latour gibt es keine ökonomische Utopie mehr, nur noch eine ökologische. Nicht trotz, sondern wegen Klimaerwärmung, Bienensterben und Artensterben, radioaktiver Verseuchung und Überfischung der Meere, Humusverlust und Verwüstung der Erde.

2020 erschien ein »Atlas der Petromoderne«. Er behandelt die Petromoderne bereits als eine abgeschlossene Ära, seine Autoren, die Kulturwissenschaftler Alexander Klose (Berlin) und Benjamin Steininger (Wien), bereiten daneben seit 2017 eine Retrospektive dieser Ära im Kunstmuseum Wolfsburg vor: »Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters«. […]

»Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., war da schon weiter: Er sah bereits das Ende der Petromoderne: »Ich bleibe beim Pferd, das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung«, sagte er.«

»Die große Beschleunigung« Beitrag von Benjamin Steininger in »Albert. Das Journal der Einstein Stiftung Berlin Nr.6 – Katalyse«

»Gäbe es eine Brille, mit der man die Geschichten sehen könnte, die hinter den Stoffen stehen, und würde man diese Brille auf die Wirkung der industriellen Katalyse einstellen – man käme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fast in jedem Bereich des Alltags sähe man Stoffe, die es bis vor gut 100 Jahren so nicht gab und die seither die Moderne prägen.«

Chemische Reaktionen haben den Planeten zum Gegenstand eines gefährlichen Experiments gemacht. Nun müssen die Systeme der Mobilität, Energieerzeugung, Landwirtschaft und Industrie in voller Fahrt umgebaut werden, um eine planetare Katastrophe zu verhindern.

link zum Inhaltsverzeichnis des Hefts

»Verheizt und verbrannt«, »Erdöl« in der SZ-Rezension von Jörg Häntzschel vom 10.2.2021

»Noch fackeln wir das Öl also ab wie immer, doch allmählich tut sich eine innere Distanz auf, die es erlaubt, den Irrsinn dieser so märchen- wie albtraumhaften Ära zu überschauen, der “Petromoderne”, wie Benjamin Steininger und Alexander Klose sie im Untertitel ihres an Ideen, Funden und Bildern prallvollen Bands “Erdöl” nennen« (Jörg Häntzschel)

Zukünftige Vergangenheit des Erdöls – Nachleben und petrokulturelles Erbe

Öffentlicher Vortrag der Klasse Klima, UdK Berlin, mit Alexander Klose

Die Petromoderne ist die durch Kulturtechniken des Erdöls und anderer fossiler Ressourcen geprägte Kultur unserer Zeit. Gehen wir davon aus, dass es mit ihr ein baldiges Ende hat. Was wird von ihr bleiben? In welchen Formen wird sie explizit und implizit weiterleben? In welchen Formen wird man sich zukünftig auf sie beziehen?

Der Kunsthistoriker Aby Warburg hat für das Überdauern antiker und archaischer Bildprogramme in der Kunst der Neuzeit den Begriff des Nachlebens geprägt. Dieser Sicht zugrunde liegt die Vorstellung von einer evolutionären Kulturentwicklung. Der Vorteil einer solchen Auffassung von Kulturgeschichte liegt aus heutiger Sicht darin, dass sie es erlaubt, kultur- und naturhistorische Phänomene analog zu behandeln. Denn eine der zentralen Erkenntnisse des Anthropozän-Denkens besteht darin, dass die lange für unser Weltbild konstitutive, grundsätzlich Trennung zwischen “Natur”- und “Kultur”- Machen weder ethisch noch im Lichte wissenschaftlicher Erkenntnisse noch haltbar ist.

Die manifest materiellen Hinterlassenschaften der Petromoderne – die Hinterlassenschaften von Tankerhavarien, geplatzten Pipelines, zerstörten Bohrplattformen, von gigantischen Verkehrsinfrastrukturen, vor allem aber CO2 und Mikroplastik – werden für Jahrtausende in den Ozeanen, in der Atmosphäre, auf der Erdoberfläche und in den Böden verbleiben. Sie werden die Biosphäre des Planeten nach menschlich-historischen Maßstäben für eine signifikant lange Dauer verändert haben. Wie aber steht es mit den weniger materiellen kulturellen Elementen unserer Zeit, den Verhaltensweisen, sozialen Organisationsformen, Glaubens- und Begehrensstrukturen? Wie wird man sich auf sie zukünftig beziehen? In welchem Verhältnis stehen sie zu den Monumenten petrochemischer Produktion und Mobilität und welche Rollen könnten diese spielen?

Anhand existierender Beispiele für petromoderne Kulturerbestätten und anhand der Entwürfe der Teilnehmer*innen der Klasse Klima diskutiert Alexander Klose in seinem Vortrag Szenarien zukünftiger Erinnerungs- bzw. Verdrängungskultur.

https://klasseklima.org/