»Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters« am 13.9.2021 im Heute-Journal des ZDF
Alexander Klose, Benjamin Steininger: Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne. Berlin: Matthes&Seitz 2020
Das Buch ist vieles in einem: historisches und geografisches Sachbuch, kulturtheoretischer Essay, Bilderbuch. In dreiundvierzig, von ebenso vielen Bild-Fundstücken inspirierten Kapiteln, entwickeln wir ein technisches, geografisches, politisches und spekulatives Panorama der sich neigenden Erdölmoderne.
Wir schlendern nach Baku, Louisiana, in die Mandschurei und durchs Wiener Becken. Wir lesen Karl Valentin, technische Handbücher und hören Neil Young. Es geht zum Mond, durch Raffinerien und über corona-leere Highways. Wir verknüpfen Petrochemie mit Petromelancholie, Katalyse mit Katharsis, Kosmos mit Kosmetik. Es geht um die Abgründe und Höhenflüge eines Stoffes, der unsere Epoche in all ihren Widersprüchen durchzieht, und dessen Rolle für unsere Gegenwart wir verstehen sollten, um ihn dann hinter uns zu lassen.
324 Seiten, 43 Abbildungen, davon 21 in Farbe, Hardcover, 26 EUR, ISBN: 978-3-95757-942-3
»Erdöl« in »Wissenschaft zwischen Buchdeckeln – die Sachbuch-Runde«, 2.1.2021 auf SRF
»Der Stoff, aus dem unsere Welt gemacht ist« Beitrag über »Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne« von Katharina Teutsch auf Deutschlandfunk Kultur, 7.1.2021
U5 Unter den Linden, Bahnhof der Wissenschaften
Am 4.12.2020 eröffneten – coronabedingt ohne jegliche festliche Aktivitäten – nach vielen Jahren Bauzeit die neuen U-Bahnstationen der vom Alexanderplatz bis zum Hauptbahnhof Berlin verlängerten U-Bahnlinie 5. Auf dem Bahnsteig der Station Unter den Linden bietet sich den Fahrgästen ein ungewohntes Bild. Statt Werbung zeigen die Bild- und Texttafeln hinter dem Gleisbett “anthropozäne Umwelten” wie Atmosphäre, Eis, Feld&Fabrik, Stadt, Ozean oder Wald&Boden und dazu gehörige Namen und Begriffe. Für Petrokulturforscher alte Bekannte tauchen dort auf, wie das freundliche Carbon Atom mit den vier verbindungsfreudigen Armen aus einem US-amerikanischen Industriefilm von 1946, das über einer Pipeline tanzt, oder die in Planquadrate unterteilte Sokkelkart des norwegischen Kontinentalschelfs, auf der 1965 erstmals die Gebiete für zukünftige Erdölexploration eingezeichnet und festgelegt wurden.
Das ist kein Zufall, denn Konzept und Gestaltung des U-Bahnhofs entstand aus einer Zusammenarbeit von Daniel Schiel von Schiel Projekt, Gunnar Green von TheGreenEyl, der Illustratorin Nele Brönner, die die Wimmelbilder zeichnete, und Alexander Klose von Beauty of Oil (und in diesem Fall: Büro für prekäre Konzepte), der für Recherche und inhaltliche Konzeption hauptverantwortlich war.
Eine vertiefende Einführung in die Grundsätze der Gestaltung und Hintergrundinformationen zu bislang drei der vielen auf den Wimmelbildern gezeigten Elemente anthropozäner Umwelten gibt es auf der Open Humboldt-Website.
Interview mit Alexander Klose über Bahnhof der Wissenschaften hier.
Bahnhof der Wissenschaften auf Instagram.
»U-Bahnhof wird Think-Tank«, Artikel im Tagesspiegel vom 8.12.2020: https://www.tagesspiegel.de/wissen/kunst-im-untergrund-u-bahnhof-wird-think-tank/26698692.html
Petro East
Digital Petrosalon on the presence and history of oil extraction and petroculture in Western-Sibiria and the post-soviet sphere
Conceived of and organized by Beauty of Oil in cooperation with Oxana Timofeeva and the research group “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries“ at the Center “Human, Nature, Technology” of Tyumen University and Goethe Institute Novosibirsk.
Participants: Evgeny Gololobov, Doctor of Historical Sciences, Vice-Rector for Research, Surgut State Pedagogical University. Fedor Korandey, Senior Researcher, Laboratory of Historical Geography and Regional Studies, Tyumen State University. Alexander Sorokin, head of Department of Russian History, Head of Research Center “Human, Environment & Technology”, University of Tyumen. Igor Stas, Senior Research Fellow, Laboratory of Historical Geography and Regional Studies, and investigator of the project “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries”, Tyumen State University. Oxana Timofeeva, Professor and Leading Researcher at Department of Sociology and Philosophy, European University of St. Petersburg, founding member of the project “Imaginary Anthropocene: environmental knowledge production and transfers in Siberia in the XX-XXI centuries”, Igor Chubarov, Professor of Philosophy at Tjumen State University. Per Brandt. Director of Goethe-Institute Novosbirsk, Alexander Klose, Beauty of Oil, Benjamin Steininger, Beauty of Oil, And students of Tyumen State University.
Programme
Per Brandt: Opening
Alexander Klose, Benjamin Steininger: Introduction
Fedor Korandey: And the Fourth will not be… How the Tyumen Oil region has become “the Third Baku”
Eugene Gololobow: Oil in cultural life Surgut 60ies 70ies 80ies
Ilya Kalinin: Soviet Oil and Russian Cosmism
Igor Stas: Oil cities in the Russian Arctic (based on materials from the West Siberian sector of the Arctic)
Benjamin Steininger: Oil history of Austria
Alexander Klose: Druschba
General Discussion
Event in English and Russian, Wed Dec 2, 12 – 3 pm CET on Zoom.
Нефть – это полезное ископаемое мирового значения. Двигатель внутреннего сгорания, самолет, пластмасса и синтетические удобрения уже стали частью мировой истории в контексте любой общественно-политической системы. По сути, весь переход нашей планеты в эпоху Антропоцена напрямую связан с использованием ископаемого топлива. В то же время глобальный масштаб приобрели и экологические проблемы, которые вынуждают человечество искать альтернативы углеводородам.
Тем не менее, исторический опыт добычи и использования нефти различается от региона к региону. Равно как и «модерн» – определение исторической эпохи, – «петромодернизм» не является унифицированным понятием. Нефть играет разную роль в капиталистической и социалистической экономических системах, в нефтедобывающих и нефтеперерабатывающих странах, в странах Запада и странах Востока, в Арктике и в Европе. И именно сейчас, когда мир начинает развитие в направлении отказа от ископаемых источников энергии, важно учесть все перечисленные перспективы для формирования комплексного представления о значении этой эпохи.
»Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters«. Ausstellung am Kunstmuseum Wolfsburg 6-9/2021
Verheißungen und Verheerungen des 20. Jahrhunderts hängen am Öl. Die Ausstellung fokussiert beides aus einer fiktiven archäologischen Ferne und sucht zugleich eine thematische und emotionale Nähe: Erste Retrospektive auf die Erdölmodere im Spiegel der Kunst.
Jenseits festgefahrener Ideologien konfrontiert »Oil« künstlerische Arbeiten mit Naturwissenschaft und Technik, Politik und Alltagsleben. Klassiker und weniger bekannte künstlerische Werke aus dem Kanon der westlichen Moderne sowie aus Ölregionen rund um den Globus werden neu betrachtet und mit aktuellen künstlerischen Positionen in Beziehung gesetzt.
Das Projekt wurde 2016 von Beauty of Oil dem Kunstmuseum Wolfsburg vorgeschlagen. Ab Mitte 2019, nach dem (in der Presse vielfach kommentierten) Wechsel im Direktorium des Museums, wurde die mit Ralf Beil begonne Arbeit mit seinem Nachfolger Andreas Beitin mit neuem Schwung fortgesetzt.
»Louisiana: A Planetary Reactor« River Journey Reflection 11/2019 by Benjamin Steininger
» Night is falling on Plaquemine Island, a couple of miles south of Baton Rouge in the middle of the Mississippi River. Our boats are cleaned, tents are set, we are getting a fire going, and I am happy to be here. At the same time, the night before I was still in some kind of shock. The plan to learn more about the Exxon Refinery at Baton Rouge, almost led to my arrest. «
In this Anthropocene River Journey reflection, Benjamin Steininger, considers how processes at both scales underpinned the false promises heralded by the petrochemical age and sustain the power the petrostate continues to wield in the region.
The Anthropocene River Campus seminar “Commodity Flows” at Tulane University at New Orleans immersed participants within a dense landscape of actual and historical commodity flows associated with the Mississippi Basin. In this second reflection, Benjamin Steininger recounts how performative intervention, the mysterious “Bureau of Commodity Flows,” and engagement with local activists served as methods for disentangling the logistical complexity that helps to obscure the operations of these flows.
»Eine, drei oder viele Petromoderne(n)?«
Recherche-Reise nach Baku und Workshop mit Leiter*innen von Goethe-Instituten aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion, 11/2018
Baku ist die Erdölhauptstadt der Alten Welt. Hier, wo Prometheus als erstes landete, nachdem Herakles ihn von den Ketten und dem folternden Adler befreit hatte, lagern diverse historische Schichten im Umgang mit dem Erdöl übereinander: von den antiken Feuerkulten über die erste industrielle Ausbeutung der Ölvorkommen unter hyperkapitalistischen Bedingungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, über die sowjetische Ära, die sich zunächst aus ideologischen Gründen gegen und dann aus pragmatischen Gründen für das Öl entschied, bis zur post-sowjetischen und neo-kapitalistischen Gegenwart.
Für unseren gemeinsamen Workshop in Baku baten wir alle Beteiligten, eine Geschichte, einen Gegenstand oder ein Bild (oder eine Kombination aus diesen drei) aus ihrem Ort bzw. ihrer Gegend zu finden, die Sie als typisch für die dortige petromoderne Gegenwart oder petromoderne Geschichte erachten.